Im Rahmen des gut besuchten WBO-Turniers in Daun wurde ein ganz besonderes Pferd aus dem Leistungssport verabschiedet:
Der nun 19-jährige Wallach Grandeur galt in den ersten beiden Jahren seiner Tätigkeit im Reit- und Fahrverein Daun als unbelehrbar, resistent gegen alle erzieherischen Maßnahmen und äußerst
trickreich im Umgang mit seinen potentiellen Reitern und Trainern. Schlicht – er kämpfte gegen alles und jeden.
Im Jahr 2009 zog der Rappwallach als ehemaliges Fahrpferd mit stoischem Gemüt und völlig unempfindlichem Rücken als mögliches Voltigierpferd in den Stall des Reit-und Fahrvereins
Daun. Schön anzusehen war er damals nicht unbedingt, großer Kopf, schwerer Körper, aber ein super stabiles Fundament.
Schon beim Verladen in seiner ehemaligen Heimat zwecks Umzug nach Daun zeigte Grandeur erstmals sein Können – nein, kein Hänger! Es dauerte sehr, sehr lange, bis er dann endlich
beschloss, das Futter im Hänger doch anzunehmen, aber die damals Verantwortlichen dachten, das sei nur eine kurze Laune gewesen und machten sich darüber eigentlich keine Gedanken.
Im neuen Zuhause angekommen, ging es zwei Tage später dann richtig los:
Der bärenstarke Wallach wusste um seine Kräfte, probierte alles aus – Eindrücken der Boxenwände, Ignorieren sämtlicher Versuche, ihn dahin zu führen, wo man als Mensch hinwollte, quittierte an
der Longe jede Hilfe quietschend mit einem blitzschnellen Umdrehen und war damit lange Zeit der Sieger. In den Hänger gehen war natürlich weiterhin indiskutabel.
Es gab trotzdem Leute, die an ihn geglaubt haben, weil er sie zwar ständig durch den Sand geschleift hatte, aber ganz langsam seine Qualitäten durchsickern ließ:
Gutes Durchspringen der Galoppade auch bei hoher Belastung in der Kür, absolut gelassenes, allerdings sehr stures Temperament und zu diesem Zeitpunkt, noch nicht ganz
ahnbar: Er lässt fast alles zu, wenn man den Schlüssel zu ihm findet – aber den gab es noch nicht.
Dann Bad-Ems, erstes Turnier: Grandeur drehte sich mitten in der Prüfung einfach um nach dem Motto : Ich habe genug getan! Wettkampf ade! Toll für den ersten Eindruck eines neuen
Voltigierpferdes!
Beim nächsten Turnier in Kurtscheid , wobei er immerhin recht gut seine Runden gedreht hatte, gab es wiedermal den Beschluss, nicht in den Hänger zu gehen. Nach einem mehr als zweistündigen
Verlademanöver mit vielen, sehr starken Männern waren die Verantwortlichen so genervt, dass sie beschlossen, Grandeur zu verkaufen, was diesem auch deutlich mitgeteilt wurde. Ein Pferd, das
ständig gegen alles kämpft, war nicht mehr tragbar.
Und dann die unglaubliche Wende:
Weil man Grandeur ja trotz der Verkaufsabsichten weiter bewegen musste, wurde er beim nächsten Training nochmal eingesetzt – ein Wunder! Kein Umdrehen, jedes Kommando sofort
akzeptiert, fleißige Galoppade, er suchte sogar erstmals die Nähe der Menschen um ihn herum. So recht wollte das erstmal keiner glauben, doch es wiederholte sich und blieb im heimischen
Stall so.
Also kein Verkauf, Grandeur durfte bleiben, zumindest bis zum nächsten Turnier im nächsten Frühjahr. Und dann das gleiche Drama: Kein Hänger! Aber die Bezugspersonen hatten auch gelernt und
ließen ihm keine Chance mehr - das hat er dann sofort verstanden und stieg fortan immer problemlos ein, wenn es keine Ausweichmöglichkeit gab.
Von da an wurde Grandeur zu einem Pferd, das nicht mehr gegen, sondern beständig und immer mehr mitgekämpft hat. Er hat seine Trainer und die Voltigierer nicht in einem einzigen Wettkampf im
Stich gelassen, im Gegenteil, er wuchs mit den Teams und den Anforderungen, wurde immer stärker zum verlässlichsten Partner in jeder Prüfungssituation. Und er wusste sich zu präsentieren,
hat sich vom klobigen Fahrpferd zu einem muskulösen, ansehnlichen Sportpferd entwickelt, das seine Menschen kannte und ihnen vertraute. Dass er nebenbei immer seinen Weg ging, so manchem
Voltigierer zeigte, wo das beste Gras wächst , wie man vernünftig eine Trense anlegt, an welche Stelle man beim Hufauskratzen am besten seine Füße stellt, das hat er bis heute
beibehalten.
Grandeurs beste Saison war 2017: Verbandsmeister, Vizelandesmeister und 3. bei der Süddeutschen Meisterschaft – daran hatte Grandeur den größten Anteil. Das Team und er waren eine
verschworene Gemeinschaft, er lief jeden Wettkampf perfekt und die Saison war der Höhepunkt für dieses außergewöhnliche Pferd.
Nun ist er Pferdepensionär. Den ganzen Sommer nur auf der Weide zu verbringen, hat ihm gutgetan, auch wenn so manches Tränkebecken zu Bruch ging und im Unterstand die Wände verstärkt werden
mussten. Und jetzt, wo er den kleinen Voltigierern als Gesellschafter dient, sich bemuttern lässt, auf dem Paddock aber immer noch den Kampfstier spielt, ist Grandeur in seinem Element.
Wir alle zollen diesem grandiosen Kämpfer unseren Respekt und freuen uns fast, wenn er wieder mal einen von uns durch die Gegend schleift!
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